Neben Schlägern, Bällen und Taschen finden sich in den Sporthallen zunehmend auch kleine Schaumstoffrollen während des Trainings und der Spiele. Die sogenannten Blackrolls erfreuen sich steigender Beliebtheit in nahezu allen Sportarten.
Das kleine, zugegeben etwas unspektakulär wirkende Fitnesstool dient der Mobilisierung und Regeneration der Muskeln und bewegt sich im Bereich des Faszientraining.
Was es damit auf sich hat und warum es sich lohnt, mit der Blackroll zu arbeiten, hat uns A-Trainer und Physiotherapeut Thomas Hustert erklärt!
Eine Faszie ist ein elastisch-faseriges Bindegewebe, welches als Hülle verschiedene Körperstrukturen, wie z.B. Muskeln, Organe, Gefäße und Nerven umgibt. Das ist wie bei einer Orange, wenn man die Schale (= Haut) abpellt, dann findet man darunter eine dünne, weiße Struktur (=Faszie). Die Faszien geben unserem Körper die Form. Wenn wir sie nicht hätten, dann würden wir in uns zusammenfallen. In diesen Faszien können übermäßige Spannungen auftreten, z.B. durch länger andauernder Stress (=Disstress). Dadurch nehmen wir eine andere Körperhaltung ein, so dass Teile unseres Körpers immobil werden. Es entsteht eine fasziale Verklebung, weil die Körperabschnitte sich nicht bewegen und die Faszien nicht gleiten können. Disstress aktiviert das autonome Nervensystem- die Kampf- oder Flucht Reaktion. Und wenn diese länger anhält, wird die Faszie weniger aktiv, so dass es schwerer für sie ist, sich selber wieder zu regenerieren.
Als Physiotherapeut habe ich die Faszienbehandlung seit einigen Jahren im Behandlungskonzept aufgenommen. Bei der Diagnostik lasse ich mir von den Patienten den Schmerzbereich zeigen. Wenn dieser mit seinen Fingern einen Streckenverlauf zeigt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Faszie betroffen ist. Hier vertraue ich auf das Tastgefühl meines Daumens und schiebe mich langsam mit viel Druck durch die Faszien durch. Dabei erspüre ich Verhärtungen und Verwringungen und löse sie dadurch auf. Das kann für die Patienten manchmal etwas schmerzhaft sein. Danach fühlen sich viele beweglicher und schmerzfreier. Oberflächliche Faszien schiebe ich mit leichten Druck meiner flachen Hand in alle Richtungen- immer auf der Suche nach eingeschränkten Gleitbewegungen. Um einen weiteren positiven Einfluss auf die Verschieblichkeit von oberflächlichen Faszien zu haben, appliziere ich gerne ein Kinesiotape mit einer speziellen Anlagetechnik auf die Haut.
Selber kann man seine Faszien gut mit der Blackroll/Hartschaumstoffrolle bearbeiten (siehe Fotos), was erfreulicherweise schon einige im Verein machen. Neue Geräte und Hilfsmittel teste ich gerne erst am eigenen Körper aus, bevor ich sie weiterempfehle. So habe ich z.B. direkt vor dem Joggen meine Beine ca. 10 min. „weichgerollt“. Sofort zu Beginn des Laufens hatte ich das Gefühl, dass meine Beine federleicht waren- also kein ziepen, Schweregefühl oder Anlaufschmerz. Die Blackrolls haben noch einen „Nebeneffekt“: Gewebsflüssigkeiten werden verschoben und Reibungswiderstände (zwischen Haut, Faszie, Muskel, Sehne)reduziert. Für mich war es beeindruckend wie einfach und schnell sich der Erfolg einstellt.
Auch bei meinen Besuchen am Badminton Bundesstützpunkt in Mülheim/Ruhr beobachte ich immer wieder, wie die dortigen Athleten vor, während und nach dem Training mit den Blackrolls arbeiten.
Nach einem harten Turniertag sind sie neben Sauna, Massage oder Schwimmen ein optimales Hilfsmittel zur schnelleren Regeneration.
Beim Badminton wird durch die vielen stop and go Bewegungen und Sprünge v.a. die Faszie der Fußsohle beansprucht. Hier kann man gut die kleine Blackroll einsetzen (siehe Foto)
Neulich habe ich mit einer Trainerin der Rhythmischen Sportgymnastik aus Gütersloh gesprochen, die Blackrolls bei ihren Kindern im Aufwärmtraining einsetzt. Dazu hat sie vorab den Finger-Boden- Abstandstest durchgeführt und anschließend sollten die Kinder mit den blackrolls ihren Körper „weichrollen“. Erstaunlich war das Ergebnis der erneuten Testdurchführung. Im Durchschnitt hat sich die Beweglichkeit um 7 cm verbessert ! Wenn wir dadurch im Badminton unsere Beweglichkeit verbessern, dann haben wir vor allem in der Defensive viele Vorteile, weil wir z.B. einen tieferen/weiteren Ausfallschritt machen können.